Die Tour auf den Patteriol – die Bernd im vorhergehenden fürth alpin beschrieben hat – war ein Highlight unseres Bergurlaubs 2022. Neben der komfortablen Ausgangshütte, der Konstanzer Hütte und der großartigen Linie des Nordostgrats mit seinen rund 28 Seillängen bei moderaten Schwierigkeiten, besticht der Patteriol insbesondere durch seinen beeindruckenden Anblick beim Zustieg zur Konstanzer Hütte. Nicht umsonst spricht man vom Matterhorn des Verwalls. Aber auch viele andere Gebirgsgruppen der Ostalpen wollen einen Doppelgänger vom Schweizer Original haben. So entstand die Idee – nachdem der jährliche obligatorische Westalpenurlaub dieses Jahr nicht möglich war – 2022 in die Ostalpen zu fahren und sich ein paar von diesen Doppelgängern anzuschauen. Sozusagen ein Motto-Urlaub „Matterhörner“, eben eine ostalpine „Tour der Matterhörner“.
Von den vielen möglichen Kandidaten fiel unsere Wahl, neben dem bereits beschriebenen Patteriol, auf die Zimba, dem Matterhorn des Rätikons, und den Pflerscher Tribulaun, das Matterhorn hoch über dem Pflerschtal.
Zimba (2643 m), Überschreitung Ost-/Westgrat (IV-, A0)
Um als „Matterhorn“ zu gelten, spielt neben dem Aussehen auch die Schwierigkeit eine Rolle. Manche galten früher sogar als unbezwingbar. So auch die Zimba. Dies führte so weit, dass dem Erstbesteiger Anton Neyer seine Besteigung im Jahr 1848 im Alleingang anfänglich nicht geglaubt wurde. Glücklicherweise hinterließ er am Gipfel eine Nachricht in einer Dose, die die Zweitbegeher im Jahr 1854 fanden. Aber war er wirklich der Erste? Denn kurioserweise soll Anton Neyer bei seiner Erstbesteigung in Gipfelnähe ein menschliches Skelett gefunden haben.
Für die Überschreitung der Zimba bieten sich 3 Grate an: Nordostgrat (II, leichtester Anstieg), Westgrat (II-III) und Ostgrat (IV-/A0, längster Grat). Wir entschieden uns für den Klassiker Ostgrat im Aufstieg – Westgrat im Abstieg.
Der Ostgrat bietet anregende Kletterei in häufig schönem Fels, die z. T. mit Bohrhaken gesichert ist. Aber auch schmale Grate und Steilgras-Passagen sind zu meistern. Eine Passage wird „Schneckenriss“ genannt, ein steiles Wändchen, das durch seine wellenförmige Gesteinsschichtung auffällt. Weiter oben kommen noch eine schöne Piazstelle und die Schlüsselstelle, die mit IV-/A0 bewertet ist, dazu. Wobei, wie so häufig bei alten Touren, die Bewertung sehr hart ist und man ziemlich ratlos vor der Schlüsselstelle steht: sie ist plattig und für IV- überhaupt nicht zu haben. Der vorhandene Haken sitzt für A0 zudem viel zu tief, so dass man selbst mit Hakenbenutzung gehörig Körperspannung aufbauen muss. Des Rätsels Lösung für diese eigenartige Bewertung: oberhalb des Hakens befindet sich eine kleine Rißspur, in der man tief drinnen zwei alte Hakenstümpfe in optimaler Höhe erkennen konnte, an denen man sich früher noch hochziehen konnte. Zudem haben wir später in einem Führer etwas von einer Steigbaumstelle gelesen. Wie auch immer, wir haben uns auch so über die Schlüsselstelle hochgeschwindelt und erreichten nach 12 Seillängen den Gipfel.
Auch der Westgrat ist zum Teil mit Bohrhaken gesichert, so dass man an den steilsten Passagen abseilen kann, u.a. auch die berühmte Sohmplatte. Nur die vom Gipfel kommend erste schwierige (II+) und steile Passage hatte keine Haken. Wir kletterten sie ohne Sicherung ab – nicht ohne, da ziemlich steil und abbrechend über senkrechten Wänden.