König-Ludwig-Lauf 2022

05.02.2022

Warum sich nicht mal was Neues trauen, dachten wir - Jochen Jäger, Heide Sommer und Antje Hempel - und meldeten uns zum König Ludwig Lauf an. Heide und Antje für 10 km, Jochen für die 21 km Distanz im klassischen Stil.

Am Samstag, dem 05.02.2022, fuhr also ein gut gelauntes DAV Fürth Team Richtung Oberammergau. An diesem Tag fanden die Skating-Rennen statt. Trotzdem war es möglich die Loipe zu nutzen und so konnten wir uns bei strahlendem Sonnenschein mit einem Teil der Strecke vertraut machen. Als wir die Strecke sahen, dachten wir nur: „Na, das wird spannend, wie sie aus dem bisschen Schnee gute Loipen für morgen hinzaubern wollen!“

Von dem Elan und der Freude, mit der die Oberammergauer Vereine als Helfer dabei waren, waren wir total begeistert. Alle waren freundlich und hilfsbereit. Und sicher ist es keine leichte Aufgabe, dass bei ca. 2000 Startern alles klappt. Wir wurden sogar am Versorgungsstand verköstigt als man hörte, dass wir morgen dabei sind.

Frisch gestärkt ging es dann zum Rennzentrum im Zielbereich. Die schüchterne Heide, benötigte immerhin fast 1 min, um mit einem vor ihr wartenden, sportlichen Langläufer ins Gespräch zu kommen. Dieser versorgte uns dann in nullkommanix mit (alkoholfreiem) Bier und hilfreichen Informationen. Nach Kontrolle des Impfstatus bekamen wir unser Bändchen ums Handgelenk und erhielten unser Startnummerleibchen mit Zeiterfassungschip, Kleidersack und diverse Aufkleber für die Ski. Auf dem Gelände waren verschiedene Hersteller mit ihren Ständen präsent. Dort gab es noch ein paar neue Handschuhe für die Damen und für unsere Ski ein professionelles Wachsen.

Beim Abendessen im Hotel gab es nur ein Thema: Wie wird es morgen sein? Passt das Wetter? Bloß heil durchkommen und Spaß haben und möglichst nicht Letzte sein waren Heides und Antjes Ziele. Jochen war da etwas ehrgeiziger aber schließlich ist er ja auch der Trainer.

In unserer Aufregung waren wir am nächsten Morgen dann viel zu früh. Bei strahlend blauem Himmel, aber kaltem Wind harrten wir an der Bushaltestelle eine Dreiviertelstunde aus. Aber bei Sonnenschein und in dicken Sachen war das kein Problem. Unser Mitleid galt jedoch dem bibbernden Rennläufer, der seine warmen Sachen bereits im Zielbereich abgegeben hatte. Das machten wir schlauer. Wir nutzten die Möglichkeit, unsere Sachen unmittelbar vorm Start in den Kleidersack zu packen, zu versiegeln und für den Transport zum Ziel abzugeben. In Ettal angekommen waren wir beeindruckt, wie viele gut präparierte Loipen man dort über Nacht hingezaubert hatte. Wir hatten die Oberammergauer Loipencrew tatsächlich unterschätzt.

Es war noch genug Zeit, den Zustand der Loipe und die frisch gewachsten Ski zu testen.

Die Aufregung stieg mit jeder Durchsage. Dazwischen lief rockige Musik - perfekt für ein paar Aufwärmübungen. 12 Uhr! Endlich soweit – 30sec – 10sec – 1sec –Startschuss! Und los ging es auf die 10 und 21 km Distanz.

Die Sorge, dass es bei einem Massenstart mit über 350 Läufern zu einem Chaos kommt, wenn aus den vielen Startloipen wenige werden, war unbegründet. Bald vereinigten sich die Loipen und in einer leichten Rechtskurve ging es vom Tal weg ansteigend in den Wald hinein. Das Teilnehmerfeld zog sich auseinander und wir kämpften uns die Anstiege, an den steilsten Stellen im Grätenschritt hinauf, um auf der anderen Seite in der Abfahrtshocke die gut präparierte, schnelle Loipe wieder hinunter zu fahren.

Obwohl Corona bedingt keine Zuschauer erlaubt waren, standen immer mal wieder Fans an der Strecke, die uns anfeuerten. Ein alter Mann saß vor seinem Haus auf der Bank. Eingewickelt in eine Decke, neben sich den Krückstock jubelte er uns zu.

Antje hängte in den Anstiegen viele Läufer bravourös ab und sauste die Gefälle in größtmöglicher Geschwindigkeit hinunter. Heide wurde in der steilen Abfahrt durch einen direkt vor ihr stürzenden Läufer zur Notbremse gezwungen.

Nachdem diese anspruchsvollen Passagen bezwungen waren, teilten sich die Strecken. Die 10 km Strecke von Antje und Heide führte rechts weg hinunter auf die Ebene unterhalb des Kofel, während die 21 km Strecke von Jochen in der Höhe von Graswang den Wald verließ. Die Sonne war hinter einer dichten Wolkendecke verschwunden. Auf der ungeschützten Ebene machte sich der mittlerweile eingesetzte kalte Wind bemerkbar. Meanderförmig schlängelten sich die Loipen über die Ebene. Längst hatte uns der Ehrgeiz gepackt. Nur nicht letzter werden war längst keine Option mehr. Die letzten Kilometer ging es über die Ebene nach Oberammergau. Immer wieder gelang es, den ein oder anderen Läufer zu überholen, was schon ein tolles Gefühl war.

 

Mit vollem Einsatz und unter Mobilisierung aller Kräfte ging es um die letzte Kurve, und dann im Endspurt ins Ziel.

Die Teilnehmermedaille machte uns mindestens so stolz wie ein Olympiasieg. Die Ergebnisse konnten wir kaum fassen als wir sie dann auf den Anzeigetafeln sahen. Die 10 km unter einer Stunde – wow, damit hätten wir nicht gerechnet. Jochen brauchte für die 21 km gar nur etwas mehr als 1,5h. Was für ein tolles Gefühl! Was für ein Stolz!

Schnell unseren Kleidersack geholt und dann erst mal zu den leckeren Verpflegungsständen. Das hatten wir uns verdient.

Obwohl es das erste Rennen für uns alle war, können sich unsere Ergebnisse durchaus sehen lassen:

Bei den 10 km kamen von insgesamt 80 Startern 65 in die Wertung.

Von den 23 Frauen, die beim 10 km Rennen ins Ziel gekommen sind, hat Antje Platz 13 und Heide Platz 17 belegt.

In Ihrer Altersklasse hat Heide sogar den ersten Rang geschafft vor ihrer russischen Konkurrentin. Antje hatte in ihrer Alterskategorie eine stärkere Konkurrenz. Sie konnte alle 3 norwegischen Läuferinnen hinter sich lassen und musste sich nur 3 deutschen beugen.

Beim 21-km-Rennen konnte Jochen Platz 89 von 155 belegen und in seiner Altersklasse Platz 12 von 26.

Unsere Euphorie und Begeisterung waren so groß, dass wir noch auf der Heimfahrt entschieden:

König Ludwig Lauf 2023 - Wir sind wieder dabei!

 

Text: Jochen Jäger, Antje Hempel, Heide Sommer

Bilder: Antje Hempel, Heide Sommer